Klaus MackowiakKorrektorat - Lektorat - Texterei |
|||||
![]() |
![]() |
||||
![]() |
|||||
![]() |
Klaus MackowiakGuruguru in NgorongoroGuruguru im Ngorongorokrater? Ja, und wie! Äh...? Was ist Guruguru? Nicht "ist", "sind" wäre richtig gefragt: Was sind Guruguru? Denn Guruguru stammt aus dem Indonesischen, und diese Form ist schlicht die Mehrzahl von Guru (= Lehrer). Und was haben die mit dem Ngorongorokrater zu tun? Der liegt doch in Kenia, oder? Geographisch wahrscheinlich nicht so viel, aber sprachlich. Beides sind Reduplikationen, d.h. ein Wortbestandteil wird verdoppelt: Guru ebenso wie Ngoro. Bei Guru dient das der Pluralbildung, ähnlich – ein bisschen – wie bei manchen unserer Abkürzungen: Seite 221ff. (folgende), Jgg. (Jahrgänge), Mss. (Manuskripte) usw. Die allermeisten Reduplikationen sind Fremdwörter: Barbar, Bonbon, Beriberi, Bora-Bora-Atoll, bye-bye, Cha-Cha-Cha, Chow-Chow, Dumdum-Geschoss (nach der militärischen Niederlassung Dumdum bei Kalkutta, wo diese fiesen Dinger zuerst hergestellt wurden), Go-go-Girl, Jo-Jo, Kuskus/Couscous, Mau-Mau-Aufstand, Tamtam, Tsetsefliege, Tutu usw. Für die deutsche Wortbildung dagegen gilt im Wesentlichen, dass nur ungleiche Morpheme (= kleinste bedeutungstragende sprachliche Einheit) kombiniert werden. Daher wird im Deutschen nur bei ganz, ganz wenigen Substantiven oder Adjektiven redupliziert, z.B.: Wehwehchen, Effeff (aus der Kaufmannssprache, Abk. ff = sehr fein), tagtäglich, wortwörtlich und wenige andere. Am häufigsten finden sich Reduplikationen noch in der Kindersprache: Aa, Mama, Papa, Pipi, Popo, Töfftöff, Wauwau und vieles mehr. Nicht ohne Witz ist, dass wir einige Reduplikationen aus der französischen Kindersprache als durchaus erwachsene resp. jugendliche Fremdwörter übernommen haben, etwa: Dada(ismus), gaga (verrückt) oder auch Cancan (kindersprachl. für canard – Ente). Bei Spitz- und Kosenamen greift man freilich wiederum ganz gern auf die kindliche Spielfreude zurück: Bibi, Didi, Gigi, Kiki, Lulu, Mimi, Momo, Rin Tin Tin, Sissi, Toto usw. Auch bei Interjektionen und Gesprächspartikel sind Reduplikationen halbweg geläufig: achmannachmann, hmhm, hummelhummel (eigentl.: Hummel, Hummel!), igittigitt, jaja, nana, oo, ogottogott, soso, zackzack usw. Allerdings schwankt hier die Getrennt- und Zusammenschreibung doch arg. So schreibt der Duden: Zack, zack! (Kaum durchzuhalten ist eine solche Schreibung aber in Ausdrücken wie: "Bei uns geht alles ziemlich zackzack /* zack, zack.") Die Interjektion ogottogott! ist dagegen dudenkonform, während achmannachmann! zumindest keine Erwähnung findet. Insgesamt wird im Deutschen eher zurückhaltend redupliziert. Wo wäre das sinnfälliger als bei der doppelten Reduplikation im bolivianisch-peruanischen Titicacasee? Im deutschen Titisee dagegen reicht’s nur zur einfachen. [Aus: Süddeutsche Zeitung, 21./22. April 2001] |
![]() |
|||
![]() |
![]() |
||||
© Klaus Mackowiak |